Der Nektartäuscher

“Nektartäuscher? Das wird wohl ein Tier sein, vermutlich irgendein mutiertes Insekt mit einem Gehirn auf Trump-Niveau – sowohl von der Größe her als auch dessen Inhalt “Lügner und Betrüger …””

Bevor Sie nun aber weiterspekulieren: die Sache läuft andersrum, denn die Insekten sind hier die Dummen! Hinter dem Schwindler verbirgt sich nämlich – wie die Bilder bereits erkennen lassen – eine Blume, konkret die Orchideenart “Breitblättriges Knabenkraut“.

Doch lösen wir erstmal das Rätsel auf. Wie alle Arten des Knabenkrautes täuscht die Pflanze mit einer Verdickung des mittleren Blütenblattes reichen Nektarsegen vor – diese Ausstülpung ist jedoch leer.

Statt dessen bekommen die genasführten Bestäuber ein Pollenpaket an den Kopf verpaßt. Jetzt wissen Sie nebenher auch, woher der o.e. amerikanische Präsident diesen leicht mit einem Toupet zu verwechselnden Kopfschmuck hat. Weiterhin hungrig, geht es nun zum nächsten Exemplar undsoweiter undsoweiter …

Das Refugium des auch “Fingerkraut” genannten Gewächses sind sonnige, kalk- und nährstoffarme nasse Wiesen, Flachmoore, Gräben und lichte Sumpflandschaften. “Das klingt doch irgendwie nach Emsdettener Venn?” Richtig – wir sind stolz auf ihre immer seltener werdende Gesellschaft, denn anderswo haben ihnen Überdüngung und Trockenlegung oft schon den Garaus gemacht.

Konkret gesagt, Dactylorhiza majalis steht (natürlich) auf der Roten Liste. Ausbuddeln für den eigenen Garten (streng verboten!) geht ohnehin nicht, denn die Pflanzen sind auf Mykorrhiza-Pilze im Boden angewiesen, mit denen sie in lebenserhaltender Symbiose leben.

Aber eine Kamera, die dürfen Sie beim nächsten Vennbesuch gerne mitbringen ….

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