Giftiger Glücksbringer

Pilz des Jahres 2022: Der Fliegenpilz

Eine optische Beschreibung des Fliegenpilzes ist an dieser Stelle beinahe unnötig. Jedes Kind erkennt ihn sofort an seinem roten Hut mit den weißen Flecken. Mit diesen Merkmalen ist er auch so ziemlich unverwechselbar. Nach dem begeisterten Ruf des Kindes “Oh guck mal Mama, ein Fliegenpilz” kommt dann meist prompt die Antwort: “Aber nicht anfassen, der ist giftig.” Wie giftig der Pilz tatsächlich ist, warum er dennoch zum Glücksbringer wurde und wie er zu seinem Namen kommt, erklären wir hier.

Der Giftpilz

Der Lamellenpilz ist zwar mit den Knollenblätterpilzen verwandt, jedoch nicht annähernd so giftig. Damit ein erwachsener Mensch in Lebensgefahr gerät, müsste er etwa 1 Kilogramm Frischpilz zusich nehmen. Trotzdem ist der Verzehr weder schmackhaft noch anzuraten. Schon kleinere Mengen reichen aus, um Sehstörungen, Niedergeschlagenheit, Übelkeit, Muskelkrämpfe etc. auszulösen. In manchen Regionen Norddeutschlands wurde er wohl in grauer Vorzeit dennoch als Speisepilz verwendet. Gewusst wie und in der Not frisst der Teufel wohl Fliegen(pilze). Apropos… 

Wie kommt der Pilz zu seinem Namen?

Fliegen kann der Pilz jedenfalls nicht. Also muss es wohl etwas mit den Insekten zu tun haben. Früher nutzten die Menschen den Pilz aufgrund seiner toxischen Eigenschaften tatsächlich als Fliegenfalle. Dazu wurde er in kleine Stücke geschnitten und in gezuckerter Milch eingelegt. Nach dem Verzehr dieser Mixtur wurden die kleinen ungebetenen Stubenbewohner ganz benommen und verendeten. Unter anderem wird er auch deshalb als Glücksbringer tituliert.

Der Glücksbringer

Nicht nur für die oben beschriebene Schädlingsbekämpfung ist der Pilz ein Glücksfall. Pilzkenner schätzen ihn, wenn sie sich im Sommer/Herbst in Nadelwälder begeben, als Anzeiger für die schmackhaften Steinpilze, Birkenpilze und Rotkappen, die sich oft in seiner Nähe befinden. Darüber hinaus ist der Fliegenpilz ein wichtiger Symbiosepartner für Birken. Mit seinen fadenförmigen unterirdisch wachsenden Zellen (Hyphen) versorgt er das Wurzelsystem der Bäume mit Wasser und wichtigen Mineralien. Im Gegenzug erhält er Traubenzucker, den er selbst nicht herstellen kann.

Wer schon ein mal den Lehrpfad im Venn entlang gewandert ist, hat sicherlich die vielen Birken bemerkt. Somit ist der Pilz des Jahres 2022 auch dort zu finden. Sicherlich ist es überflüssig zu sagen, aber da uns der Erhalt des Naturschutzgebietes viel bedeutet, sagen wir es dennoch: Bitte lassen Sie den Pilz (und auch andere Pilze und Pflanzen) stehen, denn dort hat er den größten Nutzen!

 

 

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